Häufig gestellte Fragen
Die psychodynamische pferdeunterstützte Traumatherapie (PPTT) ist eine psychologische Behandlungsform, die, aufbauend auf analytischen und tiefenpsychologischen Richtlinien und Konzepten aufbaut und diese gezielt mit Einzelelementen der Traumatherapie und Erlebnispädagogik zusammenführt.
PPTT ist eine umfassende systematische Behandlungsmethode, die ihren Ursprung in der praktischen Arbeit mit dem EAGALA Modell fand. Therapeutische Interaktionen mit Pferden und sogenannte "Aufgabenstellungen", bei denen Pferde anwesenden sind, sind Bestandteil des psychotraumatherapeutischen Prozesses.
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- Wie unterscheidet sich PPTT von dem EAGALA Modell?
- Wie sieht ein pferdeunterstützter Prozess aus?
- Warum gehören bei uns Pferde mit zum Team?
- Welche Aufgabe bzw. Rolle übernehmen die Pferde in unserer Arbeit?
- Referenzen
- Wie unterscheidet sich PPTT von dem EAGALA Modell?
Das Einbeziehen der Pferde in den psychotherapeutischen Prozess hat seinen Ursprung in dem EAGALA Modell. In dem EAGALA Modell erfahren Teilnehmer durch Beteiligung und Ausführen von Übungen mit Pferden und einem anschließenden Folgegespräch viel über sich selbst und Andere. Das EAGALA Modell hält sich an die von der amerikanischen Vereinigung der Erlebnispädagogik aufgestellten Grundsätze:
Lernen durch Erfahrung findet dann statt, wenn sorgfältig gewählte Erfahrungen durch Reflektion, kritische Analyse und Synthese unterstützt werden. Erfahrungen und Aufgaben werden so strukturiert, dass sich der Klient aufgerufen und ermutigt fühlt, selbst die Initiative zu übernehmen, klare Entscheidungen zu treffen und für diese wie für sein gesamtes Tun die Verantwortung übernimmt.
Meine seit 2005 stattfindende praktische Arbeit mit traumatisierten Menschen hat dazu beigetragen, das Ursprungsmodell zu erweitern und auszubauen. Der größte Unterschied besteht in der tiefenpsychologischen Ausrichtung v.a. in Hinblick auf die Arbeit auf der Übertragungsbeziehung, und den Einbezug der psychotraumatherapeutischen Elemente. Sowohl im EAGALAL Modell als auch in PPTT besteht das Behandlungsteam aus Menschen und Pferden. Zum Team gehören sowohl eine psychotherapeutisch ausgebildete Fachkraft mit traumatherapeutischer Zusatzausbildung, ein sogenannter Pferdespezialist, und mindestens ein Pferd. Trauma findet in der Regel auf der Beziehungsebene statt. Je komplexer die Traumatisierung, desto notwendiger ist es, das Trauma auf der Beziehungsebene zu bearbeiten. Würdigung und ein Gleichstellen aller Beteiligten ist Hauptbestandteil von PPTT. Dieser Grundsatz wirft ein Augenmerk auf das Wohlergehen der beteiligten Pferde. In PPTT wird keiner der Beteiligten instrumentalisiert - sei es Pferd, Pferdespezielist oder Klient/Patient - sondern als gleichberechtigtes Individuum angesehen.
Die Arbeit mit Metaphern - und das theroretische Erforschen dieser - ist wichtiger Bestandteil des EAGALA Modells. Schwer traumatisierten Menschen fällt es oft schwer, aufgrund gegebener Symptome, abstrakt Dinge zu durchdenken. In PPTT wird zwar erlebnispädagogisch mit Symbolen gearbeitet - die Verarbeitung der gemachten Erlebnisse geht jedoch nicht über Metaphern, sondern über strukturierte Fragestellungen über die beobachtbaren Pferdeverhaltensweisen.
Der Einbezug der von der DeGPT (Deutschsprachige Geselltschaft für Psychotraumatologie) vorgebenen Richtlinien und Verfahrensweise ist eine weitere Erweiterung des EAGALA Modells.
- Wie sieht ein pferdeunterstützter Prozess aus?
In der Interaktion mit Pferden ist der Klient aktiv mit Fragestellen, Experimentieren, Verantwortung übernehmen und Bedeutung suchen beschäftigt. Infolge besteht eine höhere Beteiligung im "Hier und Jetzt": Klienten sind intellektuell, emotional und sozial bei vollem Bewusstsein und/oder physisch engagiert. Diese aktive Beteiligung führt zu einer erhöhten Wahrnehmung und verringerter Dissoziation. Die Schlußfolgerungen aus den einzeln gemachten Erfahrungen sind persönlich und bilden die Basis für zukünftige Interaktionen zwischen Mensch und Pferd. So können sich Beziehungen entwickeln und gepflegt werden: der Klient zu sich selbst, der Klient zu anderen und der Klient zur Welt allgemein. Erfolg, Misserfolg, Abenteuer, Risikos und Unklarheit können erfahren werden. Der Ausgang einer Erfahrung kann nie vorausgesagt werden - es gibt kein Richtig und kien Falsch. So können persönliche Werte erforscht und vom Klienten selbst untersucht werden. Die Hauptaufgabe des behandelnden Teams ist das Aussuchen der passenden Fragestellung, das Setzen von Grenzen, Unterstützung und Begleiten des therapeutischen Prozesses, die Sicherheitsgewährung im sowohl psychischen als auch physischen Bereich, und das Ermöglichen von Erfahrungen in der Interaktion mit Pferden.
- Warum gehören Pferde mit zum Team?
Diejenigen unter Ihnen, die mit Pferden vertraut sind, wissen und verstehen, was für einen großen und starken Einfluss Pferde auf Menschen ausüben können. Beziehungen aufbauen, Ausbildung, Training, Pferde pflegen und versorgen – all diese Tätigkeiten können die daran beteiligten Menschen oft auf eine bedeutungsvolle Weise beeinflussen.
Pferde sind Menschen ähnlich. Sie sind soziale Tiere. Sie haben klar definierte Rollen und Aufgaben innerhalb ihrer Herde. Sie suchen vorzugsweise die Gemeinschaft Ihresgleichen. Sie haben verschiedene Persönlichkeiten, Einstellungen und Stimmungsschwankungen. Eine Vorgehensweise, die mit einem Pferd "funktioniert", muss nicht unbedingt mit einem anderen "funktionieren". Pferde kommunizieren - allerdings in einer Sprache, die oft nicht gesehen wird. Pferde reagieren auf die kleinsten Unterschiede in ihrer Umgebung. Pferden werden viele mythische und therapeutische Fähigkeiten zugesprochen - das Pferd ist in der menschlichen Geschichte seit über 5000 Jahren ein fester Bestandteil.
Die Zusammenarbeit mit Pferden ermöglicht Entwicklungs- und "Lern"prozesse auf ganz natürliche Art und Weise. Allein die Größe dieser Tiere kann auf viele Menschen einschüchternd wirken. Ein "Sich Auseinandersetzen" mit seiner eigenen Fragestellung, trotz dieses Unwohlseins vor und mit dem Pferd, schafft Selbst-Vertrauen. Pferde reagieren zudem auf non-verbale Kommunikation. Menschen kommunizieren zum größten Teil über ihre Körpersprache, und viele sind sich dessen nicht bewusst. Aufgrund all dieser Teilelemente können Menschen durch den Einbezug von Pferden und die Wiedergabe der beobachteten Pferdeverhaltensweisen Einsicht in sich selbst und ihre Handlungen erhalten, die auf der zwischenmenschlichen Beziehungsebene oft konfliktbehaftet ist.
- Welche Aufgabe bzw. Rolle übernehmen die Pferde in unserer Arbeit?
Pferde sind in der Lage auf Körpersprache und non-verbale Kommunikation zu reagieren. Durch lebensnahe Aufgabenstellungen erhöht sich die Möglichkeit, dass verwendete und aufgebaute Materialien von Teilnehmern emotional besetzt werden, was sich in der Körpersprache zeigt. Die Pferde reagieren auf diese nonverbalen Zeichen. Die Reaktion der Pferde werden nach einem patentiertem Beobachtungssystem notiert und zu gegebenem Zeitpunkt an den Klienten zur Reflektion zurück gegeben. Zudem reagieren Pferde sehr un-menschlich: oft fällt es traumatisierten Menschen leichter, sich mit Vierbeinern auseinander zu setzen anstatt schwer auszusprechende Themen mit Menschen zu besprechen.
- Referenzen
Sind Referenzen ein Beleg? Dienen sie der Einschätzung oder der Beruhigung? Oder der imageträchtigen Selbsterhöhung? Seit 2012 wurde meine Arbeit von den verschiedensten Institutionen wissenschaftlich begleitet; meine Arbeit bot den Anstoß, der nunmehr dazu beigetragen hat, dass die duetsche Bundesregierung pferdeunterstützte Arbeit bei traumatisierten Soldaten und Veteranen weiterhin wissenschaftlich untersuchen will.
Klienten Kommentare bzw. Referenzen veröffentlichen wir nicht. Vertraulichkeit ist uns nicht nur wichtig, sondern unsere Garantie für die emotionale Sicherheit unserer Klienten.
In dem Zusammenhang ist anzumerken: Die Personen auf den Fotos unserer Website sind Freiwillige bzw. Kursteilnehmer, die die in der Arbeit mit PPTT ausgebildet wurden. Die Fotos sind geschützt und wurden nur mit Einverständnis der darauf abgebildeten Personen verwendet.